Die 1833 erbaute und seit 1953 denkmalgeschützte Galerieholländerwindmühle (Objekt-Nr. 1174 unter www.denkmalpflege.bremen.de) in den ebenfalls denkmalgeschützten Bremer Wallanlagen ist eines der am meisten fotografierten technischen Baudenkmäler in Bremen. Mit ihrer in großen Teilen erhaltenen Mühlentechnik veranschaulicht sie Besuchern noch heute „wie damals gearbeitet wurde“.
Als fünfstöckiger Galerieholländer mit automatischer Windnachführung und Jalousie-Flügeln vereint die Mühle am Wall die relevanten technischen Fortschritte der historischen windbetriebenen Handwerksmüllerei.
Seit Pfingsten 2024 (deutscher Mühlentag) kann die Mühle am Wall wieder in Kleingruppen von bis zu 10 Personen an mehreren Freitagen im Jahr in der Zeit um 16:00 und 17:00 Uhr geführt durch den freiwilligen Müller, Herrn Kliebisch, besichtigt werden. Bei Interesse nehmen Sie gerne Kontakt auf unter: betrieb.wallmuehle@immobilien.bremen.de .
Die nächsten Freitags-Führungen jeweils um 16:00 oder 17:00 Uhr sind wie folgt geplant:
Sie finden nur nach Voranmeldung für bis zu 10 Personen gleichzeitig statt. Gerne wählen Sie Ihre Wunschuhrzeit an einem der vorgenannten Tage und melden Sie sich über betrieb.wallmuehle@immobilien.bremen.de an.
Die zu besichtigenden Ebenen „Mehlboden“ (4. OG) und „Mahlboden“ (5. OG) befinden sich direkt unter bzw. über der Galerie, die als Arbeitsebene zur Wartung der Flügel und Bedienung der Jalousie-Steuerung und Bremse dient. Dort erläutert Ihnen Herr Kliebisch u.a. die technischen Einrichtungen sowie den Weg des Getreides in die Mühle und wie gemahlen wurde. Neben technischen Erläuterungen erfahren Sie Wissenswertes über das historische Mühlenwesen und erhalten Einblicke in die Entwicklung der Mühlenstandorte in Bremen.
Da die technischen Einrichtungen auf den Ebenen 6. bis 9. Obergeschoss nicht besichtigt werden können, sind diese nachfolgend erläutert:
In der Haube, die nicht fest mit dem Gebäude verbunden, sondern auf einem Rollenkranz gelagert ist, befindet sich u.a. die gusseiserne Flügelwelle mit Kammrad.
Das Kammrad überträgt auf dem Kappenboden (8. OG) die eingefangene Windenergie auf das waagerecht angebrachte Zahnrad des Bunklers, der wiederum mit der senkrecht angeordneten Königswelle verbunden ist.
Zwei Ebenen tiefer - auf dem Spillboden (6. OG) - geht die ca. 7 m lange Königswelle auf das Spillrad über, welches immer dann rotiert, wenn sich die Flügel drehen. Die Kammräder der Mahlgänge (die Wallmühle verfügt über 3 Mahlgänge, von denen einer auf dem Bildausschnitt zu erkennen ist) können „eingekämmt“ werden, so dass die Kraftübertragung vom Spillrad auf das Kammrad und damit auf den Mahlgang erfolgt.
Die Galerie darf von Besucher:innen aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden.
Die Mühle wurde 1833 vom Großvater des späteren Gründers der Bremer Rolandmühle erbaut, einem Holländer namens Berend Erling. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war die Zeit der klassischen Windmühlen vorüber, weil erst die Dampfmaschinen und dann Diesel-, Gas- und Elektromotoren das Mahlgeschäft zunehmend übernahmen.
Die Stadtgemeinde Bremen hatte somit die Möglichkeit, die Mühle um 1891 zu erwerben. Schon wenig später, fing die Mühle in einem Frühjahrsturm Feuer und erlitt zwar deutlichen Schaden (siehe nachfolgendes Bild), brannte jedoch zum Glück nicht vollständig ab.
Die Bremer Bürgerschaft beschloss deshalb die Wiederherstellung „Im Interesse der Landschaftlichen Eigenart unserer Wallanlagen“, was einer der Gründe ist, weshalb sie heute überhaupt noch steht.
Ebenfalls großes Glück hatte die Mühle im zweiten Weltkrieg, da Sie nur geringe Schäden davontrug und nach Kriegsende wieder ertüchtigt wurde.
Mühlenfreunde nutzen zur Begrüßung und Verabschiedung noch heute gerne den klassischen Gruß „Glück zu“. Denn wie Wikipedia weiß „sollte der Gruß „Glück zu“ Müller und Mühle vor Unwettern, Missernten, Bränden und anderen Schadens- und Unglücksfällen bewahren, die im Mühlenwesen verbreitet waren und die leicht einen Mühlenbetrieb ruinieren konnten.“
Die Mühle mit einer Kappenhöhe von ca. 27 m verfügt über 12 m lange Flügel, so dass sich ein Flügeldurchmesser von 24 m ergibt.